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1. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 45

1870 - Halle : Schwetschke
Der Mensch. 45 suiig legt die höchste Gewalt im Staate einem einzigen bei; die Mo- narchie wird znr Despotie, wenn der Monarch an kein Gesetz gebun- den ist; in der conftit nt io nellen Monarchie hat der Staat ein Grundgesetz (Constitution), nach welchem unter Mitwirkung der Volks- vertretung regiert wird. Als Gegensatz zur Monarchie besteht die Re- publik, die 'Mehrherrschaft; der Föderativ- oder Bundesstaat be- steht aus einer Mehrheit von Staaten, die je ihre besondere Regierung haben, aber zu einer Gesammtheit verbunden sind. Einheit des Menschengeschlechts« Abhängig, wenngleich in niederem Grade als Pflanzen und Thiere, von dem Boden und den meteorologischen Processen des Luftkreises, den Na- turgewalten durch Geistesthätigkeit und stufenweise erhöhte Intelligenz, wie durch eine wunderbare, sich allen Klimaten aneignende Biegsamkeit des Or- ganismus leichter entgehend: nimmt das Menschengeschlecht wesentlich Theil an dem ganzen Erdenleben. Durch diese Beziehungen gehört demnach das dunkle und vielbestrittene Problem von der Möglichkeit gemeinsamer Ab- stammung in den Ideenkreis, welchen die physische Weltbeschrcibung umfaßt. Das unermeßliche Reich der Sprachen, in deren verschiedenartigem Organismus sich die Geschicke der Völker ahnungsvoll abspiegeln, steht am nächsten dem Gebiet der Stammverwandtschast, und was selbst kleine Stammverschiedenhei- ten hervorzurufen vermögen, lehrt uns in der Blüte geistiger Kultur die hel- lenische Welt. Die wichtigsten Fragen der Bildungsgeschichte der Menschheit knüpfen sich an die Ideen von Abstammung, Gemeinschaft der Sprache, Un- wandelbarkeit in einer ursprünglichen Richtung des Geistes und des Ge- müthes. So lange man nur bei den Extremen in der Variation der Farbe und der Gestaltung verweilte und sich der Beschästigkeit der ersten sinnlichen Ein- drücke hingab, konnte man allerdings geneigt werden die Racen nicht als bloße Abarten, sondern als ursprünglich verschiedene Menschenstämme zu betrachten. Die Festigkeit gewisser Typen mitten unter der feindlichsten Ein- wirkung äußerer, besonders klimatischer Potenzen schien eine solche Annahme zu begünstigen: so kurz auch die Zeiträume sind, aus denen historische Kunde zu uns gelangt ist. Kräftiger aber sprechen für die Einheit des Men- schengeschlechts die vielen Mittelstufen der Hautfarbe und des Schädel- baues, welche die raschen Fortschritte der Länderkenntniß uns in neueren Zei- ten dargeboten haben; die Analogie der Abartung an anderen wilden und zahmen Thierclassen ; die sichern Erfahrungen, welche über die Grenzen frucht- barer Bastarderzeugung haben gesammelt werden können. Der größere Theil der Contraste, die man ehemals hatte zu finden geglaubt, ist durch die fleißige Arbeit Tiedemann's über das Hirn der Neger und der Europäer, durch die anatomischen Untersuchungen Vrolik's und Weber's über die Gestalt des Beckens hinweggeräumt. Wenn man die dunkelfarbigen afrikanischen Nationen in ihrer Allgemeinheit umfaßt, und sie dazu noch mit den Stämmen des süd- indischen und westaustralischen Archipels, mit den Papuas und Alfourous vergleicht, so sieht man deutlich, daß schwarze Hautfarbe, wolliges Haar und negerartige Gesichtszüge keineswegs immer mit einander verbunden sind. So lange den westlichen Völkern nur ein kleiner Theil der Erde aufgeschlossen war, mußten einseitige Ansichten sich bilden. Sonnenhitze der Tropenwelt

2. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 129

1870 - Halle : Schwetschke
Patagonien. 129 Gegensätze. Im O. haben wir niedriges Prairieland ohne alle Bäume, mit einem Hellen Himmel und starkem Wind; im W. steigen senkrecht aus dem Meere hohe, mit immergrünen Buchen bewachsene Berge auf, welche je nach der Jahreszeit Regengüsse oder Hagel und Schneesall bewirken. Von dem westlichen Ende der Straße führt eine Passage 360 engl. Meilen weit zwischen zahllosen Inseln nach Norden und endet im Golf von Penas. Es ist kaum übertrieben, wenn man behauptet, daß der Regen dort niemals ganze 24 Stunden paufirt. Der Canal ist bedeutend enger als die Magellans-Straße und hohe Berge schließen ihn beiderseits so ein, daß kaum je die Sonne in seine Winkel dringt. Verzicht sich aber der Nebel einmal von den Bergkuppen, so ist die Sonne wie über alle Beschreibung großartig. Diese von Natur triste Passage hat eine große Bedeutung für den Handel, denn sie gestattet den größten Dampfern, nordwärts nach mildern Breiten zu gehen, ohne der See des Stillen Meeres die Stirne zu bieten und Val- paraiso zu erreichen, ohne Schiff und Maschine einer Beschädigung auszusetzen, wie sie die äußere Passage so leicht mit sich bringt. Seit 1836 hat in der Schiffahrt am Südende Amerika's eine neue Aera begonnen. Sämmtliche Kriegsschiffe und ein großer Theil der Kauffahrtei-Schiffe sind jetzt Dampfer und für diese bietet die Magellans-Straße ungeheure Vortheile vor der stür- mischen Fahrt um das Cap Horn. Viele nach dem Großen Ocean gehende Schiffe sind jetzt 300 bis 400 Fuß lang und ziehen 25 oder 26 Fuß Wasser; daher waren die vor 30 oder 40 Jahren gemachten Aufnahmen, die nur Schiffe von 100 Fuß Länge und 14 oder 15 Fuß Tiefgang im Auge hatten, nicht mehr zu brauchen. Jetzt gehen monatlich große Postdampser von Liver- pool nach Valparaiso aus dieser Route, sie legen die Entfernung in 42 Tagen zurück, brauchen also weniger Zeit als die Ucberland-Post über Panama. Die P a t a g o n i e r kleiden sich gewöhnlich in lange Mäntel von Guanaco +) - Fellen, die sie so viel größer erscheinen lassen, als sie wirklich sind. Die Frauen sind ziemlich eben so groß. Die Patagonier beschränken sich aus- schließlich auf den östlichen Theil der Straße, über die Chilenische Ansiede- lung von Punta Arena gehen sie niemals wesentlich hinaus. Kähne besitzen sie nicht und scheuen sich sehr ein Fahrzeug zu besteigen. Wunderbar ist der Unterschied zwischen ihnen und den Eingebornen des westlichen Berg- und Waldlandes, sogar denen des östlichen Theils der südlichen Inseln, von welchen sie doch nur eine schmale Straße trennt. Dies sind die Feuerländer, deren östliche Abtheilung schönere Körperbildung zeigt als ihre westlichen Verwandten, wahrscheinlich wegen des reichlicheren Genusses von Guanaco- Fleisch; aber beide Abtheilungen sind, ungleich den Patagoniern, falschen Sinnes. Die westlichen Feuerländer erstrecken sich auch an den westlichen Canälen hinauf und bewohnen beide Seiten der Straße. Sie unterscheiden sich fast in jeder Hinsicht von den Patagoniern, denn meist sind sie klein, von un- schöner Gestalt und häßlichem Gesicht; aber einen großen Vortheil haben sie an ihrer Abneigung vor Wein und Spirituosen, wogegen jeder Patagonier trinkt, so viel er bekommt. Die neue Chilenische Ansiedelung in der Straße, zu Punta Arena, zählt jetzt 800 Seelen und rings wachsen rasch Zeichen der Civilisation empor. Da Kohlen in der Nähe entdeckt worden, so verspricht sie, bald eine Kohlen- station für Dampfer zu werden und allen Verkehr von den Falkland-Jnseln *) *) Guanaco's sind Schafkameele, von der Größe eines Esels. Traut, Lehrb. d. Erdkunde. 9

3. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 133

1870 - Halle : Schwetschke
Die Guyana - Staaten. 133 man im Vaterlande von den Vorurtheilen befreit sein wird, welche so vielen Schaden angerichtet haben. Je stärker und kräftiger das deutsche Element wird, um so wichtiger werden auch die Handelsbeziehungen zu Deutschland. Dabei sind alle Bedingungen vorhanden, welche der Aufrechterhaltung und dem Gedeihen des Deutschthums günstig erscheinen. Wenn es den jetzt dort lebenden 50,000 bis 60,000 Deutschen gelungen ist, ihrer Volksthümlichkcit treu zu bleiben und dieselbe ungetrübt zu bewahren, dann wird doch wohl keine Rede davon sein, daß sie ihr Deutschthum verlieren könnten, wenn sie eine halbe oder ganze Million stark sind. Wie bei der Auswanderung nach Nordamerika rc., so sind früher auch bei jener nach Brasilien sowohl in Bezug auf die Verschiffung wie auf die Ansiedelung selber viele böse Dinge vorgekommen. Davon sind aber jene drei Südprovinzen unberührt geblieben und die dort ansässigen Deutschen wollen sich mit einer Denkschrift an den Norddeutschen Reichstag und an das Bundeskanzleramt wenden, um die wahre Sachlage der deutschen Colonien in Südbrasilien zu schildern. (Nach dem „Globus".) §. 100. Die Guyana-Staaten. 1. Guyana heißt der Küstenstrich zwischen den Mündungen des Maranon und des Orinoco, welcher 8300 Q.-M. einnimmt. Dre Küste ist ein flaches, fruchtbares, aufgeschwemmtes Land; das Innere ist ge- birgig, mit dichtverwachsenen Urwäldern. Die wichtigsten Flüsse sind der Essequebo, der Demerary und der Surinam. Eigenthümlich ist die Riesenblume Victoria Regia, welche auf dem Wasser schwimmt und drei Ellen lange Blätter hat; außerdem Klapperschlangen, Pipakröten, Mosquitos. Fast acht Monate im Jahre regnet es häufig und heftig, daher auch das Klima der Küstenstriche zu den ungesundesten auf der Erde gehört. Es gibt hier zwei Regen- und zwei trockne Zeiten im Jahre: die große trockne Zeit dauert von Ende August bis Ende No- vember, die kurze von Ende Januar bis Mitte Apnl, wobei mit west- lichen Winden der Regen in Strömen herabfällt. 2. Im Innern wohnen Jndianerstämme, darunter die menschen- fressenden Kariben, und freie Schwarze: Maron-Neger; im übrigen Europäer. An merk. Alle Colonien Guyana's befinden sich in einer schwierigen Lage, seitdem die Neger-Sclaverei aufgehoben worden ist; sie leiden unter dem Mangel an Arbeitskräften, weil die freien Neger sich theils zu gar keiner Arbeit herbeilassen, theils eine solche nur unregelmäßig verrichten. Die deutschen Herrnhuter haben sich bis heute abgemüht, den Negern Gesittung beizubringen, doch umsonst. Die hollän- dijche Negierung ist bei der Emancipation mit Umsicht und Wohlwollen verfahren, doch klagt der Gouverneur, daß von Seiten der Schwarzen wenig zu hoffen sei; sie ziehen das Nichtsthun vor und können das auch in einem Lande, wo ihnen der nö- thige Lebensbcdarf gleichsam in den Mund wächst. 3. Das Land befindet sich in den Händen der Franzosen, Nieder- länder und Engländer. Auf allen guyanischen Colonien finden sich ein- trägliche Plantagen. Das französische Guyana mit der Hauptstadt Cayenne, 3000 Einw., auf einer Insel in der Mündung des gleichnamigen Flusses, Sitz des Gouverneurs, Verbrecher-Eolonie. Das niederländische Guyana mit der Hauptstadt Para- maribo, 16,000 Einw., Handelsstadt am Surinam, von Alleen und

4. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 103

1870 - Halle : Schwetschke
Die Zanguebar- und Mosambique-Küste. 103 zwar sollte die Reise dem Dschaggaland gelten, einem paradiesischen Fleck der Erde und reizenden Kebirgslande. An Wasser fehlt es hier nirgends, denn das Bergland trieft von täglichen Nebelbädern, die tropische Pflanzen- welt erreicht daher ihre höchste Entwickelung. Die Bananenpflanzungen am Kilimandscharo (Karawanenberg) erheben sich bis zu 6000' und zwar wächst dort eine Sorte, von so lieblichem Geschmack, wie er anderwärts nicht annähernd erreicht wird. Diese Bananen sind samenlos, denn ihre Kerne bilden nur noch Punkte im Fleisch, folglich muß dort dieses wichtige Nähr- gewächs seit Jahrtausenden schon unter der Pflege des Menschen gestanden haben. Alle Wohnorte der Wadschagga oder Dschaggaleute liegen auf einem Höhengürtel zwischen 3500 bis 5000 Fuß. Bis zu jenen Höhen wagen sich nämlich die Würgerbanden der Masai nicht hinauf. Jedes Familiengehöfte liegt obendrein geschützt hinter einem Pfahlwerk, und jeder der kleinen Zwerg- staaten hat sich mit einer Reihe von zwei bis drei Klafter breiten und eben so tiefen Schanzgräben umgürtet, die Tag und Nacht in Rufeswcite von Posten überwacht werden, denn die kleinen Gemeinden leben unter einander in Fehde. Sie sind auch beständig gerüstet und ihre Sultane oder Manki mit dictatorischen Gewalten bekleidet, von denen sie freilich nur einen Ge- brauch machen dürfen, der dem Geschmack ihrer Prätorianer zusagt. Die Be- waffnung ist der Speer mit zweischneidiger eiserner Klinge. Doch nicht blos in Kriegshandwerken sind die Wadschagga erfahren, sondern sie bauen auch Wasserleitungen, die sie über Schluchten und über ihre Häuser hinwegziehen. Tbornton hat niemals Neger von gleicher Schönheit, Kraft und Begabung gesehen. Ihre Hautfarbe wechselt von einem lichten Schwarz mit einem Stich ins Bläuliche bis zu einer Helligkeit, die selbst die Mulattenfarbe noch über- trifft. Die Männer binden ein Baumwollengewand über die Schulter fest und lassen es bis auf die Knöchel fallen, verheirathete Frauen tragen einen rothgefärbten perlengestickten Lederschurz und Mädchen nur eine Schürze, die an einem Faden um die Hüfte gebunden wird. Endlich verhüllen vornehme Frauen sich das Gesicht mit einem Schleier aus Perlenschnüren. Das erste kleine Königreich im Dschaggalande, wo v. d. Decken ver- weilte, war Kilema und von dort aus wurde die Besteigung des Berges versucht. „Wir gingen — heißt es — auf abscheulichen Wegen, bald über steil aufsteigenden schlüpfrigen Thonboden, bald im Wasser bis an die Knöchel, bald durch dichte Büsche, deren nasse Zweige uns ins Gesicht klatschten, bald über umgestürzte Bäume und abgebrochene Aeste hinweg. Der Pflanzenwuchs war großartig: ungeheure Bäume, mit dichtem Moos überzogen, oder mit langen Bartflechten behängt und durch Schlingpflanzen zu einem fast undurch- dringlichen Dickicht verwebt; dazwischen Gräser und liebliche Blumen, riesige Farnkräu^r und Alpenrosenbüsche, alles vom Regen der Nacht noch triefend und im Morgenroth glitzernd — ein feenhafter Anblick." Auf ein kühles und feuchtes Nachtlager unter einer selbst erbauten Hütte folgte ein Regen- tag, der die Bergsteiger zum Stillliegen nöthigte, und am dritten Morgen waren die Führer verschwunden, so daß der Rückweg angetreten werden mußte. Die Kilema hatten es daraus abgesehen, den Reisenden um seine Tausch- waaren möglichst zu erleichtern; als er daher nach 19 Tagen Ausharrens nichts weiter erreicht hatte, als jenen ersten Versuch, zog er in Schlachtordnung, wenn man so sagen darf, wieder ab, denn die Neger hatten ihn zuvor mit Ausplünderung bedroht. Er begab sich nun in den westlicher liegenden Can- ton Madschame, wohin er ohne Führer sich den Weg suchen mußte, so daß

5. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 91

1870 - Halle : Schwetschke
Das Kaiserthum Marokko. 91 Bazar, große Getreidemagazine, Fabriken, Handel; viele Juden. El Arisch, 5000 Einw., Hafen, Produktenhandel. Fes, 80,000 Einw., unweit des Atlas, beste Stadt von Nordafrika, arabische Universität. Westlich 4 Meilen davon Mekine;, mit Oelbaumpflanzungen, zeitweilige Residenz des Sultans. Tanger, 20,000 Einw., am Eingänge der Meerenge von Gibraltar, Sitz europäischer Consuln , mit Castell, Hafen, Moscheen, Synagogen, Franziskanerkloster. Von hier bezieht Gibraltar seine Lebensbedürfnisse. Mvgadvr, 20,000 Einwohner, Seestadt, in sumpfiger, ungesunder Gegend. Tetuan, 20,000 Einw., 1 Meile vom Meere,'' östlich von Tanger, Handel mit Spanten und England nicht unbedeutend, die Gegend äußerst fruchtbar und wegen ihrer trefflichen Orangen berühmt. Von Tanger nach Tripoli. Von Tanger über den marokkanischen Atlas, durch die Oasengruppen von Tafilet und Tuat, durch die Oasen von Tidikelt und Ain-Salah, und von da durch die Wüste über Rhadames (— Ghadames) nach Tripoli: das ist die Route, welche Gerhard Rohlss im Jahr 1864 ausgeführt hat. Er war in Tanger ausgebrochen den 14. März und hat Tripoli am 20. Decbr. erreicht. Die durchschnittliche Hitze auf dieser Route war 400 C. Wir machen hier auf einige besonders interessante Punkte aufmerksam. 1. Als etwas durchweg in Marokko sich vorfindendes wird angegeben, daß jedes Dorf eine Jemma oder Moschee habe, in welcher die Fremden über- nachten und bewirthet werden. Hier — theilt uns Rohlss mit — kommen Abends die verheiratheten Bewohner zusammen, jeder bringt seine Schüssel mit und die Gäste essen in Gemeinschaft mit den Bewohnern; die Kinder bekommen die Reste, die Weiber essen für sich zu Hause. Dieser Gebrauch herrsche auch bei den Zelt- oder Duar-Bewohnern, wo die Jemma in einem Zelte bestehe, wogegen in den östlichen Berberstaaten die Fremden nach Art der Einquartierung bei und von den Einwohnern je nach ihrer Tour beköstigt und manchmal auch beherbergt werden. 2. Ergötzlich lautet die Mittheilung, daß der Stamm der Rlnema so wenig die äußern Formen des muhamedanischen Glaubens beobachte, daß sie sogar im Monat Rhamadan nicht fasten, sondern im ganzen 30 Mann stellen, also pr. Lager einen Mann, der dieses Geschäft für die übrige Bevölkerung übernimmt. Es erinnert das an die allgemeine Regel, daß wenn ein Beduine in die Stadt kommt, er in der Mosche zugleich für seinen ganzen Stamm betet. Rohlfs hat in Betreff der bezeichneten Gesetzesübertreter hinzugefügt, daß sie (weil sie überhaupt unzureichende Nahrung haben) entsetzlich abgemagert und ärmlich aussehen, daß der Hunger aus ihren Augen spreche. 3. Eine auffallende Erscheinung waren unserm Reisenden die fetten Frauen in Ain Salah. Er hat darüber also geschrieben: „ Kaum erreichen dieselben 20 Jahre, so nehmen sie derart zu, daß sie sich kaum fortbewegen können; die Kameelmilch und die Kämmeelbutter sollen Ursache dieser enormen Beleibtheit sein. Die Männer Ain Salah's jedoch finden dies schön; je fetter eine Frau, desto schöner ist sie in den Augen der Männer." Hr. v. Maltzan hat auf seiner Fahrt nach Mekka in der Nähe seines Ziels auch mit durch Milch fettgezogenen jungen Damen Bekanntschaft gemacht.

6. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 172

1870 - Halle : Schwetschke
172 Allgemeines von Australien. dampfer eingeführt, welche die Regen- und Flutzeit dieser Flüsse rasch benutzen und Frachten ins Innere führen und ebenso rasch Rückfrachten an die Küssen bringen. 3. Hinsichtlich des Klima's bietet das Land manche Contrasse. Die größere oder geringere Regenmenge, die gänzliche Regenlosigkeit bil- den die charakteristischen Merkmale desselben. Im Norden herrschen Nord- weftwinde, welche Regen mit sich bringen. Die Jahreszeiten sind ganz entgegensetzt mit Regen bedacht. Man unterscheidet eine Sommerregen- zone und eine Winterregenzone, dazwischen mitten inne eine regenleere Zone, der Schrecken der Reisenden. Auf der einen Seite hat man wahre Regenfluten, auf der andern gar keinen Regen. Die Gebirge ent- halten nicht jene großen Schnee- und Eisreservoirs der europäischen Al- pen, welche solchergestalt bei heißer Sommerszeit dem trocknen Tief- und Flachland mit geschmolzenem Schneewasser zu Hilfe kommen könnten. Auf jene plötzlich herabstürzenden Regengüsse, die oft Ueberschwem- mungen hervorrufen, folgt allznrasch die größte Hitze und Trockenheit. Die Pflanzen- und Thierwelt des Continents ist eigenthümlich und seltsam und hat wenig gemein mit der der asiatischen Jnselflur, der Snnda-Inseln und Neu-Guinea's. Ihr Charakter ist der der Einför- migkeit und Armuth. Wie das Klima sich als tropisch und als subtro- pisch, im Süden als gemäßigt unterscheiden läßt, so ist auch die Vege- tation eine diesen Zonen entsprechende. Eintönig ist die Pflanzenwelt Australiens, arm an Gattungen; Kryptogamen kommen wegen der cherr- schenden Trockenheit äußerst wenige vor. Am stärksten vertreten sind Kokos- und Sagopalme, Pisang, Brotbaum, Theebaum, Gummibaum. Wälder sind nur an den Küssen und auf den Hochebenen anzutreffen. Im Innern tritt eine Art stacheliches Gebüsch den Reisenden undurch- dringlich entgegen und hindert jedes Vorwärtskommen. In Australien nennt man dies Meer von Gestrüpp „Scrub", oft ist es so dicht, daß man nur mit der Axt einen Weg bahnen kann. Die Thierwelt Austra- liens zeigt dieselbe Armuth an Gattungen, fällt aber durch seltsame, oft ganz wunderliche Formen auf. Man zählt wohl nur 94 Säugethier- Arten, davon sind aber 71 Beutelthier-Arten, 11 Nager u. s. w. Affen fehlen gänzlich. Charakteristisch sind die Känguruh, Stachelschweine, Ameisenfresser und Schnabelthiere. Die Vögel sind sehr zahlreich und schön, z. B. der mit Haaren bewachsene Kasuar, der schwarze Schwan, der weiße'adler, der Prinzregentenvogel sind treffliche Repräsentanten der Segler der Lüfte. Europäische Hausthiere und Getreidearten sind in Australien ein- gewöhnt worden. Das Mineralreich liefert fast alle Metalle, besonders Eisen, Kupfer und Blei. Die sehr reichen Goldminen haben schon viele Auswanderer in jene Gegenden gezogen. 4. Die Bevölkerung Australiens besteht aus Ureinwohnern und euro- päischen und anderen Einwanderern. Die Eingeborenen zerfallen in zwei Hauptftämme: in Papuas oder Australneger oder Negritos und in Austral-Indier. Die Papuas sind Wilde auf sehr niederer Stufe, braunschwärzlich, kraushaarig, mit glatten Gesichtern und breiten Nasen; sie leben nur von Jagd und Fischfang, sind an Müsfigang und Wander-

7. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 180

1870 - Halle : Schwetschke
180 Die Inseln. Inseln, die Fidschi-Inseln, die Freundschafts-Inseln, die Gesellschafts-Inseln (die größte Tahiti, deren Königin Pomare die französische Oberhoheit anerkannt hat — das Klima ein immerwäh- render Frühling, reich an Cocospalmen, Brotfruchtbäumen, Zuckerrohr re.), die Marquesas-Jnseln (französisch) und die Niedrigen oder Ge- fährlichen Inseln. Missionsftationen sind besonders auf den Freundschafts- und und Fidschi-Inseln. Bruchstücke aus Zules Garnier's Beschreibung von Tahiti. Die Insel Tahiti ist durch eine Reihe vulcanischer Eruptionen ent- standen, welche zu verschiedenen Zeiträumen stattgefunden haben, wie theils aus der verschiedenartigen Beschaffenheit der ausgeworfenen Gesteine, theils aus der Lagerung jüngerer Schichten über den ältern zu erkennen ist. Viele Jahre sind oft zwischen einem Ausbruch und dem nächsten verflossen. Wir verfolgten einen angenehmen Weg längs des westlichen Ufers. Da zeigte sich nun die Pflanzenwelt in ihrer ganzen Fülle mit ihren Waldungen von Eacao- und Orangenbäumen, Papaya und Pinien rc., welche einen er- habenen Tempel mit dichten grünen Vorhängen bilden, die nur hie und da sich heben, um das Meer und den unbegrenzten Horizont zu zeigen. Die Wohnungen der Eingebornen finden sich nur vereinzelt an diesem Gestade; gegen die Thäler zu, wo die Küste breiter wird, stehen die bedeu- tenderen Dörfer. In der Gegend der Vorgebirge, wo die Küste schmaler wird, ist sie meist unbewohnt. Wir übernachteten gewöhnlich in dem Hause, welches der Gouverneur in jedem größern Dorf für die reisenden Beamten errichtet hat. Hier wurden wir in der Regel schon erwartet und fanden eine wenig abwechselnde, aber reichliche Mahlzeit bereit: das übliche Spanferkel, welches dort in Kiesel- steinen, die mit einem Kohlenbecken erhitzt sind, gebraten wird, — dann Hühner und alle Sorten Früchte. Die Tahiter sind aber entschiedene Säufer. Ich wollte die Königin Pomare lv. sehen. Sie lebt ohne allen Pomp in ihrem Palast und fürchtet nichts so sehr als ceremoniöse, gezwungene Be- suche, welche sie als das größte der von Europa eingeführten Uebel betrachtet. Ich hatte die Ehre, durch einen der Günstlinge der Königin vorgestellt zu werden, welche ich mit einigen Princessinnen ihres Gefolges beim Kartenspiel antraf. Pomare zählte damals 54 Jahre, aber nichts in ihrer Erscheinung schien einen Beginn von Gebrechlichkeit zu verrathen. Ihre Züge waren ernst, aber nicht unfreundlich, und ihre Augen voll Geist; ihr langes Haar, das in einem zweifachen Zopf herabwallte, erinnerte an die junge gefallsüch- tige Princessin Amai'ta, welche zur gleichen Zeit als Königin ernannt wurde und zur Frau reifte. Auch Arüfaaite, der Gemahl der Königin, war bei dieser Zusammen- kunft anwesend. Er scheint mir ein würdiger Repräsentant des schönen tahitischen Typus. Seine wohlproportionirte Gestalt erreichte beinahe 6 Fuß; ich hatte ihm schon öfters begegnet und stets den gleichen, tiefgelangweilten Ausdruck bei ihm wahrgenommen. Er ist um 7 Jahr jünger als die Königin. Die schöne tahitische Race, eine der größten auf der Welt, scheint sich zwar seit einigen Jahren in gleicher Zahl zu erhalten, trotz des Contactes

8. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 553

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Vi. Westindien. 553 den letzteren verblieben. Auch diese Insel ist sehr gebirgig, trägt einen noch thätigen Vulcan, ist fruchtbar aber ungesund. Sie zählt über 29,000 Einw., darunter nur ca. 1000 Weiße, welche meist französischer Abkunft sind. Der Hauptort Port Castries oder Carenage hat einen sehr guten und großen Hafen und 5000 Einw. Barbados oder Barbadoes, zwischen 13bis13'/g" Br., 8 H>M. groß, liegt in ziemlicher Entfernung östlich von der Reihe der kleinen An- tillen. Die Engländer besetzten sie 1624. Diese Insel hat nur mäßige Höhen, denn der höchste Punkt, der Mount Hilloughby, erreicht nicht 1100' ; sie besitzt mehrere Höhlen, wenig Wald und wenig Quellen, und ist oft den furchtbarsten Orkanen ausgesetzt; dagegen gilt das Klima für ge fund. Ein Korallenriff umgürtet die Nord- und Ostküste. Eine merk- würdige Erscheinung ist das aus den Felsen unter der Dammerde häufig sich absondernde Erdpech und das Vorkommen zahlreicher bituminöser Quellen. Sie ist unter allen westindischen Inseln am vollständigsten und besten angebaut; Zuckerrohr wird stark gebaut und ist der Hauptartikel. Sie ist ungemein dicht bevölkert, denn die Zahl der Einwohner beträgt ca. 153,000, worunter etwa 17,000 Weiße, hat aber dennoch gegen frühere Zeiten bedeutend abgenommen. Die Hauptstadt Bridgetown, mit nahe 35,000 Einw., liegt im Sw. an der trefflichen Carlisle-Bai, ist gut, einer englischen Landstadt ähnlich, gebaut und im Besitz eines sehr bedeu- tenden Handels, da alle nach Westindien gehenden Schisse hier zuerst an- legen; auch ist sie durch mehrere Forts geschützt. Ein furchtbarer Orkan zerstörte 1785 die Stadt so gänzlich, daß man kaum die Spur der Ge- bäude erkannte, und veränderte wesentlich die Oberfläche der Insel; nicht viel weniger verderblich war der von 1831. St. Vincent, unter 13'/," Br., 6 ^M. groß, eine der schönsten unter den kleinen Antillen. Die ersten Europäer ließen sich 1719 hier nieder; eine Zeit lang war die Insel zwischen Frankreich und England streitig, bis sie 1763 den Engländern abgetreten ward. Sie ist gebirgig und erhebt sich im Morne-Garou über 45000 Einer ihrer Vulcane (la Souffriüre) hatte 1812 nach langer Ruhe einen sehr heftigen Ausbruch, so daß die Asche bis über Dominica und Barbados geworfen wurde. Da- bei ist sie gut bewässert und in den Thälern sehr fruchtbar, vorzüglich an Zucker; das Klima ist an den Küsten heiß, sehr feucht und ungesund. Die Zahl der Einwohner mag 32,000 betragen, worunter nur 2400 Weiße. Kingston, die Hauptstadt, hat nur eine Rhede und 7000 Einw.; der beste Hafen ist Thrells-Bai. Die letzten schwarzen Cariben wurden erst 1797 von dieser Insel vertrieben. Die Granadillen (Grenadillen) oder Granadinen, zwischen 12 und 13" Br., sind eine Reihe kleiner, meist sehr dürrer und wenig fruchtbarer, dabei niedriger Inseln, denen es fast überall an Trinkwasser fehlt. Sie scheinen zum Theil aus Koralleufelsen gebildet, wurden auch lange Zeit nur des Kalks wegen, den man hier abholte, besucht, bis sie 1763 von den Engländern in Besitz genommen wurden. Seitdem haben sich nach und nach auf einigen an 2000 Menschen hier angesiedelt, welche vorzüglich Baumwolle bauen, da der Zucker nicht gut gedeiht. ran ad a oder Grenada, unter 12" Br., südlich von der vorigen

9. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 593

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Brasilien. 593 stizen, doch auch (freigelassene) Mulatten oder, wie sie hier heißen, Par- dos; und 400,000 Sclaven, theils Pardos, theils Caribocos (gleichbe- deutend mit Zambos oder.chinos). Die Mischlinge führen nämlich hier zum Theil Namen, welche nur in Brasilien üblich sind: so heißen die Misch- linge des Weißen mit einer Indianerin Mam aluc os, die des Negers mit einer Indianerin aber Cafusos und Caribocos; letztere zeichnen sich durch ein langes und dichtes, hoch emporstehendes Haar aus. Von den Indianern sind nur diejenigen, welche sich noch an der Küste und in der Nähe der Bergwerksdistricte und anderer großen Städte aufhalten, zum kleineren Theil getauft, von sanfteren Sitten und zu einigem Ackerbau ange- lehrt worden; hin und wieder haben sie kleine Aldeen oder Dörfer gebildet; solche heißen Indios manscn oder zahme, und ihrer mögen über 250,000 sein. Die bei weitem größere Zahl aber lebt noch völlig unabhängig, vor- züglich in den unzugänglichen Urwäldern, deren Dickicht ihre Hütten versteckt, meist im Gebiete des Amazonenstromes, wo sie in vielleicht weit über hundert, aber zum Theil schon aussterbenden kleinen Stämmen meist nur von der Jagd, dem Fischfänge, von Honig und Früchten des Waldes, seltener von etwas selbst gepflanzter Maniokwurzel (Cassava), Mais u. s. w. leben. Man bezeichnet sie mit dem allgemeinen Namen Inclios tapuyos oder gentios. Obgleich sie im Ganzen friedlich gesinnt sind, so fallen doch, zumal die Portugiesen oft förmliche Jagden angestellt, um die Wilde» als Sclaven fortzuführen, häufig genug Räubereien und Mordthaten vor, so daß es an vielen Punkten der betreffenden Gegenden, vorzüglich aber in den Wäldern, nicht rathsam ist, anders als wohlbewasfnet und in gehöriger Zahl zu reisen. Die Waffen dieser Indianer bestehen meist aus schön gearbeiteten Bogen und sehr laugen Pfei- len, womit sie sehr weit und sehr sicher schießen. Messer haben sie erst durch den Handel erhalten. Mehrere dieser Stämme verzehren noch jetzt das Fleisch ihrer getödteten Feinde; früher mögen sie es wohl alle gethan haben. Auch unter sich leben sie häufig in blutigen Fehden. Kleine Zwistigkeiten werden durch eine Art von Zweikampf abgemacht, wobei sie sich mit langen Stangen schlagen, während die Weiber der Kämpfenden sich ebenfalls mit 'Nägeln und Zähnen bekriegen. Alle diese Wilden sind meistens von kleiner, aber gedrungener Statur; Hände und Füße sind kleiner als bei dem Euro- päer, das Haar ist durchaus lang, stark, schwarz und schlicht, der Bart ist bei den meisten Stämmen nur schwach. Alle sind höchst träge, gefräßig wie die Thiere, haben keinen anderen Gedanken, als wie sie sich Lebensmittel verschaffen können, sind treffliche gewandte Jäger und können, wenn es Noth thut, lange hungerm Fast alle Versuche, sowohl an der Küste als im In- nern, sie durch Missionare zu civilisiren, haben nur einen äußerst dürftigen Erfolg gehabt. Die Stämme an der Küste sind uns in der neuesten Zeit am besten bekannt geworden; es sind vorzüglich die der Paris, in der Nähe des Parahyba, der Patachos, der Kamakans oder Momojos und der Botoenden, früher Aimores genannt, vorzüglich in den Urwäl- dern längs des R. Doce und Belmonte. Letztere sind die zahlreichsten, die am besten und kräftigsten gebauten, aber auch die wildesten von allen. Sie sind noch fast alle Anthropophagen imb zeichnen sich vor allen übrigen Stäm- men durch die entstellende Zierde der Unterlippe und der Ohrlappen aus. Diese werden nämlich schon in der frühen Jugend durchbohrt und nach und nach Blanc's Handbuch In. 8. Aufl. 38

10. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 90

1869 - Braunschweig : Schwetschke
90 B. Asien. mäßig im Essen und Trinken, genießt er meist nur gegen Abend eine ordent- liche Mahlzeit, wovon der Pillau, Reis mit Geflügel oder anderem Fleisch auf sehr mannigfaltige Weise zubereitet, das Hauptgericht ausmacht; außer- U U M W V V V W ■ w • www dem werden viel Backwerk, Mehlspeisen und Eingemachtes genossen. Die Scherbets, das gewöhnliche Tischgetränk, werden aus mancherlei Obst- säften bereitet; doch liebt der Perser auch, heimlich Wein und Branntwein zu genießen. Der Taback wird vermittelst des Kaliun, in welchem der Rauch durch Wasser geleitet wird, geraucht. Tänzer und Tänzerinnen, auch wohl Fechter und Ringer, dürfen bei großen Gastmählern nicht fehlen; auch am Märchenerzählen und Vorlesen von Gedichten finden die Perser großes Vergnügen. Die Parsen, auch Gebern oder Gauern, d. h. Ungläubige ge- nannt, wahrscheinlich Ueberreste der ältesten Bewohner dieser Länder, welcbe auch noch die alte Religion ihrer Väter, die Gottheit unter dem Symbol des Feuers anzubeten, beibehalten haben. Bei dem Vordringen der Araber wurden sie größtenteils ausgerottet oder vertrieben; viele flüchteten in die nördlichen oder südlichen Gebirgsgegenden, wo man sie noch heute antrifft, viele nach Indien, wo sie durch Handel reich geworden. In Persien sind sie ein geringes, durch Redlichkeit und reine Sitten, großen Fleiß im Acker- bau und in der Baumzucht, Geschicklichkeit in Anlegung von Bewässerungs- anstalten u. s. w. ausgezeichnetes, friedliches Völkchen von etwa 60,000 Seelen. Ihr Gesetzbuch, das Zend-Avesta, welches wir aber nur in Bruchstücken besitzen, stammt von Z o r o a st e r oder Z e r d u s ch t (Saratustro), der seine religiösen Ansichten wahrscheinlich nicht lange vor Cyrus verbrei- tete. Durch dieses interessante Werk haben sich die alten Zend- und Pehlewi-Sprachen erhalten; die erstere ist dem ältesten Sanskrit nahe verwandt, die andere ist mit semitischen Wörtern gemischt. Die heutigen Gebern sprechen einen mit arabischen und neupersischen Worten gemischten Dialekt. Von den Armeniern, deren ettva noch 60,000 unter per- sischer Herrschaft stehen, ist schon früher gesprochen. Die Juden, etwa 25,000, leben wie in Europa meist in den Städten vom Kleinhandel und sind arm; sie müssen hier irgend ein Abzeichen an der Kleidung tragen. Seit einer Reihe von Jahren ist eine neue Religionssecte aufgetreten, die bereits zu bedeutenden Bewegungen Veranlassung gegeben hat, die Secte der Babis (Babi heißt Thor, Pforte), gestiftet von dem Kaufmann Syed Ali Mohammed, eine Art Pantheismus, Vergötterung der Naturkräfte, ohne Annahme der Existenz einer persönlichen Gottheit. Die fanatischen Muhammedaner verfolgen auf das Aeußerste und verhängen über sie. besonders seit der Zeit, da einige Anhänger der neuen Lehre einen Angriff auf das Leben des Schah, Nassar-udin, versuchten, in der Weise der furchtbaren persischen Justiz die grausamsten Strafen: in Einschnitten ihres Leibes werden Lichter angezündet; man gräbt sie, mit dem Kopf nach oben den Erdboden; man bindet Stücke oder nach unten, bis zur Hälfte des Leibes in sie vor die Mündung der Kanonen und schießt sie in tausend Der Stifter der Secte selbst wurde 1850 erschossen. Wie alle Religionsversolgungen haben diese Grausamkeiten keine andere Wirkung her- vorgebracht, als die: die Anhänger der neuen Lehre mit Heroismus zu er- fiillen und ihre Zahl zu mehren. u. s. w.
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